5. Sonntag der Passionszeit (Judika = Schaffe mir Recht)

Spruch für die Woche aus dem Matthäusevangelium:
Jesus sagt: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.“ Mt 20,28

Lied für die Woche:
O Mensch, bewein dein Sünde groß (Evangelisches Gesangbuch Nr. 76) oder Holz auf Jesu Schulter (EG 97)

Der vorgeschlagene Predigttext für den diesjährigen Sonntag Judika steht im Brief an die Hebräer, Kapitel 13, 12-14. Darin heißt es:
„Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine
Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“

Gedanken für diesen Sonntag und die neue Woche
Liebe Gemeinde,

„…wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“, so heißt es im Predigttext.
Ich stöbere in meinen Gedanken und ich komme zu dem Schluss, dass dieser Vers unter den aktuellen Entwicklungen eine recht bedrückte Stimmung in mir hochkommen lässt.
So bin ich mir doch sicher des richtigen (Lebens-) Weges und „der Stadt“, die ich mir ausgesucht habe. Wir haben hier keine bleibende Stadt… damit bin ich nicht einverstanden, denn hier sind doch die, die mir nahe stehen, die ich liebe, wo ich mich wohl fühle und auskenne. Diese Stadt gibt mir Sicherheit.

Die Realität gibt mir im Moment anderes vor.
Ich höre und lese Nachrichten, verfolge Zahlen und befolge Anweisungen. Vieles ist anders, vieles versetzt mich in Sorge.
Wie lange wird die Krise andauern? Wie wird es weitergehen? Vor allem für die, deren Existenz dadurch bedroht ist.
Und auch die Frage – Bleibt meine Familie, bleibe ich gesund? Wann sehe ich Familie und Freunde wieder? Wann werden wir wieder Gottesdienste feiern?
In der aktuellen Zeit sorglos zu sein, fällt mir schwer.

Jetzt nun in der heimischen Küche sitzend, geht mein Blick zum Kalender der Evangelischen Kirche mit seiner Fastenaktion – 7 Woche ohne.
In diesem Jahr ist das Thema Zuversicht! – Sieben Woche ohne Pessimismus.

Ich möchte die derzeitige Situation rund um das Virus und auch, und das rückt dieser Tage in den Hintergrund, die Lage der Menschen auf der Flucht nicht schönreden.

Trotzdem nehme ich den zunehmenden Frühlingsduft wahr, das besondere Licht zeitig am Morgen, wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin, die nun länger werdenden Tage, die es mir nach Feierabend noch ermöglichen im Garten herum zu puzzeln.
Ich nehme wahr, wenn mein „Bleiben Sie gesund“ zu meiner sonst ernstkonzentrierten Lieblings-Bäckereifachverkäuferin ein leichtes Lächeln auf ihr Gesicht zaubert.
Ich nehme wahr, dass ein altes Liebeslied im Radio in meinen stillen Momenten auf dem Weg zur Arbeit mir selbst ein Lächeln hervorruft, weil es gerade meine Gedanken unterstreicht. Der Song – ein Klassiker, in dem die Beach Boys die (mehr oder weniger bestehende) Liebe zwischen zwei Menschen besingen, handelt auch von Gott.
God only knows (Nur Gott allein weiß es) – diese drei Worte sagen mir, dass Gott nicht immer so handelt, wie ich es will. Sein Wille geschieht – nicht meiner! Gott wird es eines Tages deutlich machen – dann, wenn wir in der zukünftigen Stadt mit ihm sind!

Ich wünsche Dir/ Ihnen einen gesegneten Sonntag, Zeit zum Nachdenken, Zeit für ein Lächeln – vielleicht beim Hören der Beach Boys https://youtu.be/AOMyS78o5YI , Zeit für ein Wort mit Gott, einen Blick mit und einen ohne Pessimismus.
Ich wünsche uns allen in dieser besonderen Zeit Zuversicht für das, was uns wichtig ist.

Bleiben Sie behütet!

Antje Müller
Gemeindekirchenrat GöLiMaNe

Gebet:
Gott,
wo ich lebe und bin,
bleib nicht verborgen.

Wo ich Unrecht erleide,
schaffe mir Recht.

Lass mich etwas von deiner Liebe,
deiner Güte
und deiner Gerechtigkeit erfahren und weitergeben,
wo ich lebe und bin.
Amen.