2. Weihnachtsfeiertag 26. Dezember 2020

  • EG 46 Stille Nacht, heilige Nacht, gespielt von Ilka Schieler
  • Aus dem Johannesevangelium, gelesen von Jutta Krause
  • Bild-Andacht, gesprochen von Rahel Charlotte Mielke
  • EG 24 Vom Himmel hoch, da komm ich her, gespielt von Jörg-Rainer Matthias und Rahel Charlotte Mielke
  • Gebet, gesprochen von Rahel Charlotte Mielke
  • EG 36 Fröhlich soll meine Herze springen, gespielt von Jörg-Rainer Matthias und Rahel Charlotte Mielke
Stille Nacht



Aus dem Johannesevangelium

Weihnachten 2020

Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.

(Die Bibel im Evangelium nach Johannes, Kapitel 1)
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Codex_Aureus_of_Lorsch?uselang=de
am 23.12.2020

Liebe Schwestern und Brüder,

Weihnachten ist anders. Wir merken es: In diesem Jahr 2020…
… und auf der Darstellung, die 1200 Jahre alt ist. Sie ist auf einem Buchdeckel zu finden, der einmal die 4 Evangelien schützte. So alt wie dieser Bucheinband wird keine CD, die ich auf meinem PC brennen kann.

Das 1., das mir auffällt: Das Jesuskind liegt unter einem sorgfältig gedeckten Dach, das von 2 fein gearbeiteten Säulen getragen wird – eher Palast als zugiger Stall von Bethlehem. Jesus, eingewickelt in Tücher, liegt nicht in einer Krippe, sondern auf einem Tisch, so wie ein Brotlaib auf dem Tisch liegt.

Merkwürdig, mir fällt bei diesem Anblick meine Oma ein. Sie konnte Stollen backen, richtig große Stollen. Als kleineres Kind durfte ich vom Hefeteig mit Rosinen, Mandeln und Zitronat naschen, richtig viel naschen. Ich höre meine Omi noch mit ihrer zittrigen Stimme erklären: „Die Stolle, das ist das Christuskind.“ Für mich war das Jesuskind eher das handgroße Püppchen aus Wachs mit blonden Locken, das in der Krippe in der Kirche lag. Beim Anblick des uralten Krippenbildes fällt mir auf: Omi hatte recht, das Jesuskind sieht auch hier aus wie ein Stollenlaib, wie ein Brotlaib. Und erinnert damit an das Wort, das Jesus später über sich sagen wird: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Nicht kulinarischer Höhepunkt: schlichtes, alltägliches Brot, von uns Satten sooft wenig geachtet, aber überlebenswichtig.

Und gleich stutze ich über die nächste Besonderheit dieses Weihnachtsbildes: Über Jesus leuchtet nicht das holde Gesicht der Maria – die ist, gemeinsam mit Josef, etwas an den Rand gedrängt. Rind und Esel beugen sich wärmend, liebevoll, aufmerksam über das Kind. Die, die in der Weihnachtsgeschichte von Lukas gar nicht vorkommen, sind auf gleicher Höhe mit den Eltern und den Engeln und den Hirten und direkt im Mittelpunkt. Das berührt mich. Ich trete in Gedanken an diese Krippe und begegne als erstes den Tieren: Die, von denen wir uns ernähren. Die, die uns ihre Arbeitskraft leihen. In diese Tiergemeinschaft eingebettet liegt das Jesuskind, Gott auf Erden, der Himmel so nah. Dazu höre ich die Worte aus dem Johannesevangelium: „Das göttliche Wort wurde Fleisch.“ Das beziehen wir auf uns Menschen: Gott teilt unser Leben. Aber indem ich den Jesuslaib vor den Tierköpfen ansehe, verstehe ich: „Fleisch“ meint viel mehr. Die ganze Schöpfung ist einbezogen. Gott kommt allen Geschöpfen ganz nah. Der Friede, das Heil gilt allen Geschöpfen.

Jetzt werde ich zögerlich: Leben wir tatsächlich so, leben wir „weihnachtlich“? Versuchen wir Frieden mit unseren Mitgeschöpfen, weil Gott auch in ihnen zu finden ist? Es geht nicht darum, vegetarisch zu leben – das wäre zu kurz gedacht. Wir Menschen müssen ein Verhältnis zu Tieren finden, das genau dem entspricht: Gott ist Fleisch geworden. Unsere Mitgeschöpfe haben ihren Wert jenseits von Konsum (Stichwort: leckerer Weihnachtsbraten) oder Zweck. Ich denke daran, dass einer meiner Söhne vor einigen Tagen eine sterbende Fliege an die frische Luft getragen hat, ihr noch etwas Zucker hinstreute und auf meine verdutzte Nachfrage antwortete: „Sie soll doch aber ein schönes Lebensende haben.“ Wir können darüber schmunzeln. Wir können aber auch mit dem großartigen Albert Schweitzer sagen: „Das ist die Ehrfurcht vor dem Leben.“

Weihnachten dieses Jahr ist notgedrungen anders. Ich hoffe, dass die Botschaft von Weihnachten uns anders macht. Diese Veränderung wäre für uns alle heilsam.

Und der Friede Gottes, der alles Lebende umschließt, bewahre uns.

Rahel Charlotte Mielke

Barmherziger Gott,
deine Engel haben in unsere Ohren gesungen: „Friede auf Erden“. Genau danach sehnen wir uns: Frieden im eigenen Herzen, in unseren Familien, zwischen den verfeindeten Völkern, mit allen deinen Geschöpfen. Bitte mach uns Mut, unser Leben so zu ändern, dass Frieden werden kann, damit Weihnachten wird, an allen Tagen unseres Lebens.
Amen.

Vom Himmel hoch



Gebet



Fröhlich soll mein Herze springen