Liebe Gemeinde- ich grüße sie alle zu einer kleinen Lese-Andacht am Sonntag Sexagesimae. Sehr gerne würde ich mit ihnen einen Gottesdienst in Neuentempel feiern. Da dieses nun nicht möglich ist, hoffe ich, dass die folgenden Gebete und Gedanken zum heutigen Sonntag sie wenig durch die Tage der nächsten Woche begleiten werden.
EG 445 1-3+5 Gott des Himmels und der Erden auf Youtube
Tagesgebet:
Du, unser Gott, reich beschenkst Du unser Leben. Immer wieder. Egal, wie wir zu Dir kommen. Ganz gleich, wie lange Deine Gnade reicht. Vor Dir breiten wir unser Leben aus. Komm zu uns in Deinem Wort und stärke uns. Das bitten wir durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Bruder, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und Leben schafft heute und morgen und allezeit. Amen.
Epistel Hebräer 4:12-13
Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet sowohl Seele als auch Geist, sowohl Mark als auch Bein, und es ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens. Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern alles ist enthüllt und aufgedeckt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft zu geben haben.
„Herr, für dein Wort sei hoch“ auf Youtube
Evangelium/ Predigttext
Harter Boden, aber der Landwirt sät immer neu. Zum Predigttext am Sonntag Sexagesimä.
Predigttext am Sonntag Sexagesimä: Lukas 8, 4–8 (9–15).
Von Manfred Koloska.
Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus jeder Stadt zu ihm eilten, sprach er durch ein Gleichnis: Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf. Und anderes fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s. Und anderes fiel auf das gute Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Es fragten ihn aber seine Jünger, was dies Gleichnis bedeute. Er aber sprach: Euch ist’s gegeben, zu wissen die Geheimnisse des Reiches Gottes, den andern aber ist’s gegeben in Gleichnissen, dass sie es sehen und doch nicht sehen und hören und nicht verstehen. Das ist aber das Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes. Die aber an dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden. Die aber auf dem Fels sind die: Wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Sie haben aber keine Wurzel; eine Zeit lang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab. Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht zur Reife. Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten … und bringen Frucht.
Wer sät den Samen aus – und welchen Samen? Warum nur fallen mir beim Lesen des Textes sofort Sorgen und Nöte von Menschen ein? Zeichen der Zeit? Man sieht immer und überall Probleme und Schwierigkeiten. Ich denke an Landwirte, die befürchten, dass es auch in diesem Jahr wieder zu trocken sein wird und der Same nicht aufgeht. Eltern, deren Kinder nun Jugendliche geworden sind, fragen sich, ob der Same ihrer Erziehung standhält. Ein Blick in die Gesellschaft zeigt ein Auseinanderbrechen.
Welcher Same könnte Menschen beieinander halten? Ich war fast 40 Jahre Pfarrer in einer Gemeinde. Ich kann jede Aussage dieses Gleichnisses bestätigen. Ja, genau so ist es. Wer sät den Samen aus? Wir, wir selbst, also Menschen wie du und ich, wir säen Samen aus. Welchen Samen? Alles, was seinen Ursprung im Evangelium hat, unsere Worte, was wir tun und wie wir leben. Denn in diesem Samen liegt die Kraft Gottes, deshalb dieses hundertfach. Soll ich meine Bedenken über die Sorgen und Nöte nun streichen? Nein, ich tue es nicht, sie stimmen ja. Ich stelle ihnen aber den Samen gegenüber und dessen Wirksamkeit.
Wer sät den Samen aus – welchen Samen? Jesus möchte verdeutlichen, was das „Reich Gottes“ ist. Er spricht von seinem Wort und damit von sich selbst. Denn: Er ist in seinem Wort gegenwärtig. Das ist ein Geheimnis des „Reich Gottes“. Er sät und verschenkt sich selbst in diesem Samen und wir sind der Boden.
Welcher Boden von den vier verschiedenen Bodenarten sind wir? Ich habe in Gemeindegruppen oft gefragt: Was sind wir für ein Boden? Die Antwort war immer gleich, alle vier. Mal mehr der eine, mal mehr der andere. Das zu erkennen ist schmerzlich, es ist eine Passionserfahrung, ich – harter Boden; Dornen und Disteln wachsen auf.
Was ist zu tun? Das ist zu tun: Dem Evangelium, den Worten von Jesus Christus weiten Raum geben, ganz, ganz weiten Raum. Dann könnte Frucht entstehen, nicht Betriebsamkeit, nicht Erfolg, sondern gewachsene Frucht, bei jedem Menschen je eigene Frucht.
Und wenn wir einmal ganz traurig werden, weil wir Disteln und Dornen nicht verdrängen können, was dann? Nun, er kommt ja wieder, der, der den richtigen Samen in unser Herz, in unsere Gedanken, in unsere Gefühle hinein säen kann. Der Landwirt sät jedes Jahr neu. Er kommt, ganz bestimmt, denn er ist ja der, der aussät.
Fürbitte
Ewiger Gott,
mach uns zu gutem Land,
damit wir mit deinem Wort
diese Welt besser machen.
Gib den Einflussreichen wache Ohren,
damit sie dein Wort hören
und dem Frieden dienen.
Gib den Mächtigen gute Herzen,
damit sie dein Wort tun
und die Last der Schwachen mittragen.
Gib den Klugen barmherzige Hände,
damit sie deine Liebe weitergeben
und die Kranken heilen.
Ewiger Gott,
mach uns zu einem guten Land.
Hundertfache Frucht lass wachsen,
damit wir einander beistehen,
damit die Trauernden getröstet werden,
damit die Sterbenden geborgen sind,
damit die Verzweifelten aufatmen,
damit die Geschlagenen freikommen.
Hundertfache Frucht lass wachsen,
damit unsere Kinder eine gute Zukunft haben.
Ewiger Gott,
mach uns zu gutem Land
durch Jesus Christus.
Ihn wollen wir hören.
Ihm vertrauen wir –
heute und alle Tage.
Amen
EG 199 – Gott hat das erste Wort auf Youtube
Segen
„Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden“
vorbereitet von Verena Zielke